Die Wiese

Ich werde steif wie ein Brett; falle langsam nach hinten auf eine Wiese. Kann nichts mehr bewegen außer den Augen. Rechts und links von mir schießen das Gras, Gänseblümchen und Löwenzahn in die Höhe rasend schnell, irrsinnig hoch zu einem Wald. Die Sonne über mir ganz grell. Der Himmel fast weiß. In der Ferne Polizei – Sirenen und Schüsse.

Es wird stockfinster. Jemand schlägt mir abwechselnd rechts und links auf die Wangen und singt. »Tralala, tralala.« Öffne langsam die Augen. Über mir ein Gesicht, ganz nah an meinem. Dr. G. weißes Hemd, rote Fliege, Arztkittel geöffnet schlägt mir immer noch auf die Wangen, »tralala, tralala« penetrant monotoner Gesang. »Tralala, tralala, er ist wieder da.« Neben Dr. G. steht O., die Sprechstundenhilfe, eine Cousine unserer Mutter, ihr Blick – als seien wir gerade am Weltuntergang vorbeigeschrammt. O. ist bei den »Zeugen Jehovas«. Liege auf einer Bahre im Flur der Praxis in der Bergheimer Straße, nahe am Bismarckplatz.

Schwarzer Ausschlag am ganzen Körper. Schwere toxische Hepatitis verschleppt. Opium – Experimente. Ich war Anfang zwanzig.