Ich bin Kurt #flashback 01

Ich bin Kurt. Seit dem 1. November 2018 kann ich die Reihenfolge meiner Vornamen ändern lassen.

Unser Vater mochte die »Lausbubengeschichten« aber sonst war ihm der Ludwig Thoma zuwider, weil er Kurt Eisner »Saujud« nannte und Tucholsky als »kleinen galizischen Krüppel« bezeichnete. Ich wünschte es wäre eine Retourkutsche gewesen, dass sie mir als zweiten Vornamen den Kurt angehängt haben.

Ich bin Kurt. Das ist mir wichtig.

  • Kurt Eisner
  • Kurt Tucholsky
  • Kurt Cobain.

Mein »Petter« heißt Kurt. Ein Cousin heißt Kurt. – Sein Bruder heißt Ludwig. In unsere Familie gibt es den Ludwig öfter, sowohl in väterlicher als auch mütterlicher Linie; den Kurt nicht.

Mein Bruder heißt Karl. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hieße ich Georg Franz. Davon ist mein Rufname »Schorsch« übrig geblieben. Meiner Schwester schlüpft er heute ganz selten noch über die Lippen.

Wenn mein Bruder etwas unter vier Augen zu besprechen hatte, nannte er mich Ignatz. Ich wusste, jetzt wird es ernst. Mein Bruder starb an Lungenkrebs. Keiner nennt mich mehr Ignatz.

Das ist schade. Ignatz Bubis, Ignatz Victor, Iggy Pop.

»Kwetschekuche« sagten meine Zwillings – Cousinen zu mir; zu einer Zeit, in der ich mir beim Fußballspielen sehr oft die Knie aufgescheuert habe. Sie sahen in ihren Augen aus, wie die Oberfläche eines Zwetschgenkuchen mit Streusel.

In meiner »Churchill« Phase mit Großmutter

Als ich ganz klein war, sagten sie »Churchill« zu mir – aber deutsch gesprochen »Schurschill«. Ich sei im Gesicht genau so feist gewesen wie der Winston. Ich finde das gemein.

»Mein Wernbaum, an den ich mich anlehnen kann, wenn ich das Bedürfnis dazu habe.« So eine Freundin, die auch sehr viele Namen hat.

»Du bist wer?« – Ich bin nicht Wer. Ich bin Werner, verstehst Du? Komparativ, das ist mehr als »Wer«. Die Grundlagen der Grammatik solltest Du beherrschen, wenn Du mit mir reden willst.