Klippel und Feile Tl. 8 – Recherche bei »StuffThatWorks«

»Menschen, die mit chronischen Krankheiten zu tun haben, teilen ihre Erfahrungen in einer organisierten Umfrage mit. Diese Daten werden dann normalisiert, anonymisiert und mit fortschrittlichen Algorithmen für maschinelles Lernen analysiert, die so programmiert sind, dass sie nach wertvollen Erkenntnissen suchen – für die gesamte Krankheitsgemeinschaft, für Untergruppen und für Einzelpersonen. Die Erkenntnisse werden mit der Community geteilt, wo die Mitglieder kommentieren, diskutieren und neue Forschungsfragen stellen können.
Dies ist eine Reise, die nur mit der Beteiligung der Menschen gelingen kann. Wir sehen proaktive Einzelpersonen, Patientenvertretungen und Forscher als eine Erweiterung unseres Teams und laden Sie ein, uns auf dem vor uns liegenden Weg zu begleiten.«

https://www.stuffthatworks.health

Es gibt eine Gruppe für das Klippel-Feil-Syndrom; sie hat aktuell 186 Teilnehmer.

Die häufigsten Therapie Ansätze:

  • Physiotherapie ist eine Behandlung, die in der Klippel-Feil-Syndrom-Gemeinschaft häufig angewandt wird. Sie wurde von 23 % der Mitglieder als ausprobiert gemeldet. Auf Platz 1 der meist versuchten Therapien.
  • Massage ist eine Behandlung, die in der Klippel-Feil-Syndrom-Gemeinschaft häufig ausprobiert wird. Sie wurde von 15% der Mitglieder als ausprobiert gemeldet. Auf Platz 2 der meist versuchten Behandlungen.
  • Schmerzlindernde Medikamente sind eine medikamentöse Behandlung, die in der Klippel-Feil-Syndrom-Gemeinschaft häufig ausprobiert wird. Es wurde von 9% der Mitglieder als ausprobiert gemeldet. Auf Platz 3 der am häufigsten verwendeten Therapien.

Als häufigste Beschwerden werden genannt:

  • Nackenschmerzen 38%
  • Kopfschmerzen 28%
  • Schmerzen allgemein 20%
  • Rückenschmerzen 15%
  • Schulterschmerzen 13%
https://www.stuffthatworks.health/klippel-feil

Auf mich wirken weder die erwähnten Behandlungsmethoden noch die genannten Beschwerden überzeugend. Nichts von allem ist KFS spezifisch; KFS spezifische Beschwerden und Symptome tauchen überhaupt nicht auf.

Die Betreiber von »StuffThatWorks« verweisen auf ein umfangreiches Datenschutzmanagement: Es erlaubt einen frei zu wählenden Spitznamen, ein frei zu wählendes Profilbild, Daten und Diskussionsbeiträge können für unterschiedliche Zwecke freigegeben werden oder auch nicht. Alles werde anonymisiert. Die Sache hat aber einen gewaltigen Haken: Man kann sich nur mit seinem Facebook Account oder seiner Telefonnummer registrieren und anmelden. »StuffThatWorks« hat dann Zugriff auf die Facebook – Daten und Facebook weiß, für welche Gruppe zu welcher Krankheit ich mich bei »StuffThatWorks« angemeldet habe.

Meine Empfehlung: Finger weg, keine sensiblen Gesundheitsdaten eingeben. Die Website ist nur in englisch und hebräisch nutzbar; ich vermute keine jüdische Weltverschwörung – die Sprachauswahl ist mir im Gegenteil sehr sympathisch.

Klippel und Feil(e) Tl.7 – Radiologisches Klassifikationsschema

Studien haben gezeigt, dass 34 bis 74 % der KFS Patienten eine niedrige hintere Haarlinie, einen kurzen Hals und eine eingeschränkte Beweglichkeit des Halses aufweisen. Das »Markenzeichen« dieser Erkrankung ist jedoch die fehlerhafte Segmentierung der Halswirbelkörper mit angeborenen kongenital verschmolzenen Wirbeln. Das KFS wurde mit anderen anderen Skelettfehlbildungen wie Rippenanomalien und Halbwirbel und Skoliose in Verbindung gebracht. Das Auftreten von KFS in der menschlichen Bevölkerung wird auf eine von 40.000 Geburten geschätzt und bis zu 50 % der pädiatrischen KFS Patienten sind symptomatisch.

Dr. Jilian S. Gruber, Orthopädie – Chirurgin in New York, analysierte 2017 die Häufigkeit des Klippel – Feil Syndroms anhand von Computertomografien bei 2917 Patienten. Die Häufigkeit von KFS in ihrer Untersuchungsreihe ist viel höher als in früheren Beschreibungen. Da die klinische Diagnose möglicherweise nicht zuverlässig sei, sei es wahrscheinlich, dass diese Erkrankung unzureichend erfasst wird und möglicherweise nur zufällig in der Bildgebung entdeckt wird.

Von den 17 Personen mit KFS waren 8 weiblich und 9 männlich. Die am häufigsten fusionierten Ebenen waren C5-C6 und C2-C3. Alle 17 Probanden wurden als Samartzis-Typ I klassifiziert, d. h. sie hatten ein einziges kongenital fusioniertes zervikales Segment. Keiner der Patienten hatte eine Skoliose der Halswirbelsäule oder Frakturen der Halswirbelsäule.1

Samartzis und Kollegen schlugen ein radiologisches Klassifikationsschema für kongenital fusionierte zervikale Segmente bei Patienten mit KFS vor. Dieses Klassifikationsschema umfasste drei verschiedene Kriterien. Typ I war definiert als ein einzelnes kongenital fusioniertes zervikales Segment, Typ II zeigte mehrere nicht zusammenhängende kongenital fusionierte zervikale Segmente und Typ III hatte mehrere zusammenhängende kongenital fusionierte zervikale Segmente. Studien am Menschen deuten auf eine geschlechtsspezifische Prädilektion hin: 60 bis 70 % der KFS-Fälle treten bei Frauen auf. In der retrospektiven Studie von Gruber und Kollegen konnte diese Prädilektion jedoch nicht bestätigt werden. Interessanterweise schien mit zunehmendem Klassifikationstyp eine größere männliche Dominanz vorzuliegen, wobei das harmlosere zervikale Fusionsmuster vom Typ I eher bei Frauen auftrat, während Typ III hauptsächlich bei Männern vorkam. Das Auftreten von Typ II ist bei Männern und Frauen ähnlich. Die Mehrheit der Patienten wurde als Typ II eingestuft (50 %), wobei Typ I (25 %) und Typ III (25 %) eine ähnliche Prävalenz aufwiesen.2

Nach der Klassifizierung von Samartzis erkenne ich bei mir mit der Fusion von C2-C3 und C5-C6 den KFS Typ II, den häufigsten Typ, der bei Männern und Frauen etwa gleichmäßig verteilt auftritt.

Literatur und Quellen:

1Gruber, Jillian u. a.: „The Prevalence of Klippel-Feil Syndrome: A Computed Tomography–Based Analysis of 2,917 Patients“, in: Spine Deform. 6/4 (2018), S. 448–453.

2Samartzis u. a.: „Classification of Congenitally Fused Cervical Patterns in Klippel-Feil Patients“.

❱ ausführliche Liste mit Literatur und Quellen